Lebenslauf
Jens Soentgen, geboren 1967 in Bensberg, studierte Chemie (Staatsexamen 1994) und promovierte dann in Philosophie, mit einer Arbeit ¨¹ber den Stoffbegriff (Das Unscheinbare, Berlin 1997). Lehrauftr?ge f¨¹hrten ihn anschlie?end an verschiedene Universit?ten in der Bundesrepublik. Mehrfach war er in Brasilien als Gastdozent f¨¹r Philosophie t?tig. Seit 2002 ist er wissenschaftlicher Leiter des Wissenschaftszentrums Umwelt der Universit?t Augsburg. Seit 2016 ist Jens Soentgen Adjunct Professor of Philosophy an der Memorial University in St. John¡¯s, Kanada (Neufundland).
Von 2012 bis 2020 war Jens Soentgen Mitherausgeber der Zeitschrift GAIA ¨C ?kologische Perspektiven f¨¹r Wissenschaft und Gesellschaft.
Einen ausf¨¹hrlicheren CV finden Sie? hier.
Forschungsschwerpunkte
Man k?nnte mich als den Materialisten unter den zeitgen?ssischen Philosophen bezeichnen. Denn seit meiner Dissertation, die dem Stoffbegriff gewidmet war (Das Unscheinbare, 1998, die Betreuer waren Hermann Schmitz und Gernot B?hme), befasse ich mich mit Stofflichkeit und Stoffen, mit Materialit?t als solcher und mit bestimmten Materialien ¨C aus ph?nomenologischer bzw. wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive. F¨¹r einen, der zun?chst Chemie studierte und der Chemie immer positiv verbunden blieb, sicher eine naheliegende Themenwahl.
Mit der stoffgeschichtlichen Forschung habe ich ein Modell disziplin¨¹bergreifender Forschung entwickelt, das, wie man mit Blick auf inzwischen viele Studien und Forschungsprojekte sagen kann, im deutschsprachigen Raum und dar¨¹ber hinaus Schule gemacht hat. Zur stoffgeschichtlichen Forschung habe ich nicht nur viele Einzelarbeiten und Ausstellungen, sondern auch methodische Beitr?ge geliefert. Ihr habe ich auch in der mit Armin Reller begonnenen und von mir herausgegebenen Buchreihe Stoffgeschichten beim oekom-Verlag eine erste publizistische Heimat gegeben. Meine Habilitationsschrift Konfliktstoffe (2019) fasst meine ?berlegungen zu dieser narrativen Methode zusammen und erprobt sie an diversen Substanzen (darunter CO2, Kautschuk, Explosivstoffe).
Derzeit besch?ftigt mich das Elementenprojekt, in dem ich mich mit Wasser, Erde, Feuer und Luft befasse. Gefragt wird anthropologisch und naturphilosophisch nach der nicht nur physischen, sondern metaphysischen Bedeutung dieser materiellen Urph?nomene. Die Arbeiten zu Wasser, Feuer und Luft sind abgeschlossen und auch ver?ffentlicht.
Das Interesse f¨¹r Stoffe, Stofflichkeit und Materialit?t bedingt auch mein starkes Interesse an der Leibphilosophie, weil der Leib als eine materiell gedachte Subjektivit?t angesehen werden kann. Trotz einiger grundlegender Divergenzen (siehe mein Buch Die verdeckte Wirklichkeit, 1998) kn¨¹pfe ich hier wie auch sonst an Hermann Schmitz an.
Mit den physikalistischen oder marxistischen Materialisten des 19. und 20. Jahrhunderts habe ich praktisch nichts gemein, denn ich setze gerade nicht einen Materiebegriff dogmatisch voraus, auf den dann alles Geistige zur¨¹ckzuf¨¹hren w?re. Mir geht es eher umgekehrt um die Vergeistigung der Materie in dem Sinn, dass die metaphysische Bedeutung z.B. der Luft f¨¹r die Evolution des Geistes viel st?rker ber¨¹cksichtigt werden m¨¹sste als das bislang der Fall ist. Starke Bez¨¹ge hat mein Denken und Forschen daher zu den Materialisten des 16. und 17. Jahrhunderts, zu den Alchemisten und Paracelsisten und auch zu Philosophen wie Giordano Bruno, die auch vom sp?ten Ernst Bloch positiv rezipiert wurden. Unter den neueren Philosophen ist vor allem Gaston Bachelard zu nennen, zu dessen Arbeit meine Forschung einige Parallelen hat. Denn wie Bachelard kombiniere ich ph?nomenologische mit wissenschaftsphilosophischen und wissenschaftshistorischen Methoden.
Schlie?lich bin ich als wissenschaftlicher Leiter des WZU auch als Moderator und Organisator mehrerer interdisziplin?rer Forschungs- und Lehrprojekte t?tig.
Viele meiner Publikationen, auch etliche B¨¹cher sind open access verf¨¹gbar und k?nnen auf meiner Publikationsseite heruntergeladen werden.
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Lehrveranstaltungen
LfU-Vortragsreihe UmweltStudium?
Wir bieten in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt f¨¹r Umwelt und der Hochschule Augsburg im Vortragssaal des LfU die Lehrveranstaltung UmweltStudium an, die sich in jedem Semester einem grundlegenden Thema zuwendet. Dieses Semester dreht sich alles um das Thema Energie und ?kologie.
Expertinnen und Experten des LfU und Forscherinnen und Forscher geben Einblick in aktuellste Entwicklungen und praktische Umsetzungen. Die Vortr?ge im Wintersemester 2025/26 finden ab 13. Oktober im LfU jeweils Montags von 14 bis 15:30 Uhr statt. Die Veranstaltung ist kostenlos. N?here Informationen bietet das Vortragsprogramm .
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Publikationen
Neu erschienen:
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C.H. Beck, 320 Seiten.
Wir sind von Luft umgeben und w¨¹rden ohne sie nicht ¨¹berleben. Wir teilen sie mit allen Menschen, mit allen Pflanzen und Tieren, denn alles, was lebt, atmet Luft. Aber diese Zusammenh?nge mussten erst einmal entdeckt, erforscht und eingeordnet werden. Dieses Buch erz?hlt erstmals die Entdeckungsgeschichte der Luft ¨C von der Antike bis zur Gegenwart, von den Launen der Wetterg?tter bis zur globalen Erw?rmung.
Zug: Die Graue Edition, 273 Seiten.
Wasser ist an der Oberfl?che durchsichtig und licht; in der Tiefe wird es rasch dunkel. ?ber keine andere Substanz wissen wir so viel und so wenig zugleich. In alchemistischen Texten wird das Wasser als ?Mutter¡®, manchmal auch als ?Hermaphrodit¡® verr?tselt. Beide Sinnbilder werden in diesem Buch erl?utert ¨C auf der Grundlage der Ergebnisse der modernen naturwissenschaftlichen Wasserforschung. Der Text verbindet Imagination und Fakten, integriert altes und neues Wasserdenken und gelangt so zu einem neuen Verst?ndnis des Ph?nomens Wasser. Werke der K¨¹nstlerin Stefanie Zoche begleiten den Text.
Soentgen, Jens (2024): Indigenous Knowledge and Material Histories
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Cambridge University Press, 75 Seiten, Englisch
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This Element deals with stories told about substances and ways to analyse them through an Environmental Humanitie's perspective. It then takes up rubber as an example and its many stories. It is shown that the common notions of rubber history, which assume that rubber only became a useful material through a miraculous operation called vulcanization, that is attributed to the US-American Charles Goodyear, are false. In contrast, it is shown that rubber and many important rubber products are inventions of Indigenous peoples of South America, made durable by a process that can be called organic vulcanization. It is with that invention, that the story of rubber starts. Without it, rubber would not exist, neither in the Americas nor elsewhere. Finally, it is shown that Indigenous rubber products also offer some ecological advantages over industrially manufactured ones.
Roth, Peter und Soentgen, Jens (2024): Henricus Nollius: Hermetische Physik
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Norderstedt: PubliQation, 208 Seiten.
Ver?ffentlicht durch die Universit?t Augsburg.
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Das Buch ist als Open Access bei der Universit?tsbibliothek Augsburg verf¨¹gbar unter:
https://doi.org/10.22602/IQ.9783745888522
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Soentgen, Jens (2022): STAUB - Alles ¨¹ber fast nichts
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Dtv,? 2022, 192 Seiten
Book ISBN 978-3-423-26344-3
Preis: 15,00?€?inkl. MwSt.
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?Es ist letztlich eine Kritik der instrumentellen Vernunft, die hier so originell wie sachkundig vorgetragen wird: Je mehr Staub der Mensch mit seinen Produktionen aufwirbelt, desto heftiger s?gt er am Ast seiner angema?ten Herrlichkeit. Die gute Nachricht dabei: Manches scheint reversibel. Dicke Luft kann auch wieder d¨¹nner werden, erste Schritte sind mit Feinstaubfiltern, Dachbegr¨¹nungen und anderen regenerativen Ma?nahmen bereits in die Wege geleitet.¡°
Thomas Gro?, Deutschlandfunk Kultur, 8.11.2022.
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Wenn wir ¨¹ber Staub sprechen, dann gibt es meist ein Problem: Hausstaub l?st Allergien aus, Feinstaub belastet die Stadtluft, Aerosole transportieren gef?hrliche Viren. Doch die kleinen Teilchen k?nnen noch viel mehr: Staubb?den sind sehr fruchtbar, der Amazonasregenwald ist auf die D¨¹ngung durch Saharastaub angewiesen und ohne Staub in der Luft w?re es um einiges finsterer auf der Erde.
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Eine Rezension finden Sie hier:
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Soentgen, Jens (2021): Pakt mit dem Feuer: Philosophie eines weltver?ndernden Bundes
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Matthes & Seitz,? 2021, 223 Seiten
Book ISBN 978-3-7518-0340-3
Preis:?22,00?€?inkl. MwSt.
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Der prometheische Pakt, die Kraft der Negation und der Mensch als umweltver?nderndes Wesen ¨C und Feuer als das verbindende Prisma, durch das sich die Gefahren unserer Gegenwart besser beleuchten lassen.
Die Feuer, die in Australien, Kalifornien oder Brandenburg seit einigen Jahren ganze Landstriche Sommer f¨¹r Sommer heimsuchen, sind verheerend. Noch gr??er sind jedoch die ganz allt?glichen Feuer, die in technischen Anlagen am Rande oder inmitten der modernen Metropolen, insbesondere in Asien, Amerika und Europa brennen: in Kraftwerken, in Hoch?fen, in Zementwerken, in Industrieanlagen und nicht zuletzt auch in jenen rund 1,4 Milliarden Verbrennungsmotoren, mit denen weltweit Menschen und Waren bewegt werden. Alle diese Feuer m¨¹ssten in diesem Jahrzehnt auf weniger als die H?lfte zur¨¹ckgefahren werden, in zwanzig, sp?testens in drei?ig Jahren d¨¹rfte keines mehr brennen, wenn der Klimawandel noch beherrschbar bleiben soll. Ob und wie dies m?glich ist, ist dabei nicht nur eine naturwissenschaftliche und technische, sondern auch eine philosophische Frage. Denn das Feuer ist nicht irgendein Hilfsmittel, es ist vielmehr die universelle Technik schlechthin, mit der Menschen ihre k¨¹nstlichen Umwelten nicht nur schaffen, sondern auch betreiben: Menschen machen Feuer, und Feuer macht auch Menschen. Welche Rolle spielt das Feuer in der Natur? Was hat das Feuer f¨¹r die Menschen so attraktiv gemacht, dass sie ihm bis heute die Treue halten? Und wie lie?e sich der Big Burn, der unser Zeitalter auszeichnet, reduzieren, um zumindest einen Teil der Natur vor den Zerst?rungen der feuernutzenden Menschen zu retten?
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