Augsburger Literaturwissenschaftlerin erh?lt ?bersetzungspreis auf der Frankfurter Buchmesse
975 Verse der mexikanischen Barock-Dichterin Sor Juana Inés de la Cruz, die sich mit 6 Jahren lesen und schreiben beibrachte, über den Aufstieg und Fall der Seele im Traum
Sor Juana Inés de la Cruz (1648–1695) war eine der faszinierendsten Frauen des Barock – Dichterin, Philosophin, Nonne und Verteidigerin des weiblichen Intellekts. Im kolonialen Mexiko aufgewachsen, brachte sie sich schon als Kind Lesen und Schreiben bei und galt früh als Wunderkind. Am Hof des Vizek?nigs von Neuspanien beeindruckte sie mit ihrem Wissen in Theologie, Astronomie und Rhetorik, bevor sie ins Kloster eintrat, um sich dem Studium widmen zu k?nnen – damals eine der wenigen M?glichkeiten für eine Frau, frei zu denken. In ihren Gedichten und Essays verband sie barocke Sprachkunst mit scharfer Gesellschaftskritik und forderte das Recht der Frauen auf Bildung. Ihr Hauptwerk Primero sue?o gilt als H?hepunkt lateinamerikanischer Barockliteratur und macht Sor Juana zur Ikone des frühen Feminismus. Syntax und Rhythmus und das Zusammenhalten der Motive über die gro?e Textmenge hinweg waren für die Augsburger Forscherin Dr. Nora Zapf eine Herausforderung bei der ?bertragung. ?Zuerst habe ich die erste Zeile übersetzt, um das Gedicht besser zu verstehen, dann die zweite, dritte, dann konnte ich nicht mehr aufh?ren. ?bersetzen ist für mich die intimste Form des Lesens, weil man jeden Buchstaben und jedes Wort genau anschaut: Klang, Etymologie, L?nge, etc. Gleichzeitig darf man das Ganze dabei nicht vergessen. Sor Juanas Traum besteht nur aus wenigen S?tzen, die aber fast 1000 Verse lang sind. Gedichtübersetzung ist immer ein Mischwesen: zwischen Nachahmen und Neuschreiben“, sagt Zapf. ?Dabei wollte ich vor allem das Barock von Sor Juana in die poetische Sprache der Gegenwart übersetzen.“ ? Dr. Nora Zapf ist Literaturwissenschaftlerin, ?bersetzerin und Lyrikerin. Sie studierte Romanistik, Neuere Deutsche Literatur und Politikwissenschaft in München und Lissabon und promovierte an der LMU München. Nach Stationen in Innsbruck und Harvard forscht und lehrt sie heute an der Universit?t Augsburg an der Professur für Romanische Literaturwissenschaft (Spanisch/Portugiesisch). Ihre Schwerpunkte liegen auf lateinamerikanischer Literatur, Lyrik- und ?bersetzungstheorie.
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Das berühmte Langgedicht der mexikanischen Nonne und Dichterin aus dem 17. Jahrhundert ist zwischen 1685 und 1690 entstanden und besteht aus 975 Versen. Es beschreibt, wie im Traum die Seele einer Frau auf der 拉斯维加斯赌城 nach Wissen und Erkenntnis aufsteigt und f?llt. Für die spanische Gedichtform namens ?Silva“ sind unregelm??ig wechselnde 11- und 7-silbige Verse, die durch Kreuzreime verbunden sind, charakteristisch.
Dichterin, Nonne und Feministin
?bersetzung aus dem barocken Mexiko ins Heute
Die Laudatorin Lea Schneider, selbst Lyrikerin und ?bersetzerin, sagt: ?Wenn ich eine Definition davon geben müsste, was ?bersetzung im besten Fall sein kann, dann würde ich sagen: Genau das. Ein Gespr?ch, das die Linearit?t der Zeit aufhebt […], als eine ?bung in Quantenphysik; als poetischen Weltrettungsplan für eine trotz allem immer noch m?gliche Zukunft, der gleichzeitig vor 335 Jahren und morgen geschrieben wurde.“
?ber die Preistr?gerin
Publikation: Sor Juana Inés de la Cruz: Erster Traum. Zweisprachig spanisch / deutsch. Aus dem mexikanischen Spanisch und mit einem Nachwort von Nora Zapf. Wien/Berlin: Turia + Kant 2023.
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