Neue Schizophrenie-Leitlinie in Augsburg koordiniert
Aktualisierte S3-Leitlinie verbessert Versorgung von Erkrankten
Unter Koordination des Augsburger Professors für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. Alkomiet Hasan hat die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) eine neue Behandlungsleitlinie für Schizophrenie erarbeitet. Diese wurde heute ver?ffentlicht. Sie markiert einen wichtigen Schritt in der Versorgung der Patientinnen und Patienten. Es handelt sich um eine Leitlinie der h?chsten Qualit?tsstufe S3, die auf umfassenden systematischen Evidenzrecherchen basiert. Schizophrenien geh?ren zu den besonders schweren psychischen Erkrankungen. Etwa ein Prozent der Bev?lkerung erkrankt im Laufe des Lebens daran. Die Erkrankung geht mit erheblichem pers?nlichem Leid und einem hohen Risiko für soziale und berufliche Beeintr?chtigungen einher; Menschen mit einer Schizophrenie sterben durchschnittlich 15–20 Jahre früher als die Allgemeinbev?lkerung. Die neue S3-Leitlinie umfasst 154 Empfehlungen zu Diagnostik und Behandlung. Sie erweitert die medikament?sen, psychotherapeutischen und psychosozialen M?glichkeiten und er?ffnet damit neue Perspektiven für Betroffene. W?hrend bislang im Rahmen der medikament?sen Therapie eine Monotherapie empfohlen wurde, ?ffnet die neue Leitlinie nun in bestimmten Konstellationen, insbesondere bei schwierigen Behandlungsf?llen, die Tür für Kombinationstherapien. Prof. Dr. Alkomiet Hasan, Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie und Psychotherapie an der Medizinischen Fakult?t der Universit?t Augsburg sowie ?rztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Augsburg und Vorstand Krankenversorgung der Bezirksklinischen Schwaben, hat für die DGPPN das Erstellen der Leitlinie koordiniert. Er erl?utert: ?Mit den neuen Empfehlungen erweitern wir die Behandlungsm?glichkeiten für Patientinnen und Patienten, die auf eine Einzelmedikation nicht ausreichend ansprechen. Die Auswahl der Medikamente muss individuell erfolgen. Dabei müssen unbedingt die Nebenwirkungen berücksichtigt werden, denn diese sind h?ufig entscheidend dafür, ob eine Medikation auch langfristig eingenommen wird.“ Sie st?rkt zum Beispiel den Stellenwert von Psychotherapie in der Behandlung der Schizophrenien. Neu aufgenommen wurden unter anderem traumafokussierte Verfahren, die Patientinnen und Patienten mit komorbider Posttraumatischer Belastungsst?rung wirksam unterstützen k?nnen, sowie moderne Verfahren der achtsamkeitsbasierten Psychotherapie. Zudem wurden erstmalig digitale Ans?tze wie die Avatar-Therapie zur Behandlung von auditiven Halluzinationen in die Empfehlungen aufgenommen, auch wenn die Evidenz hier noch begrenzt ist. Daneben betont die Leitlinie auch die Wichtigkeit psychosozialer Interventionen. Dazu z?hlen unter anderem Bewegungstherapien und die konsequente Einbindung der Angeh?rigen. ?Entscheidend für eine wirksame Behandlung ist ein ganzheitlicher Behandlungsansatz. Die Kombination von Antipsychotika mit kognitiver Verhaltenstherapie und psychosozialen Verfahren ist nach aktuellem Stand der Forschung von zentraler Bedeutung. Auch die F?rderung der somatischen Gesundheit muss unbedingt im Blick gehalten werden“, erkl?rt Alkomiet Hasan. Diagnostik und Therapie von Schizophrenien sind Forschungsschwerpunkte an seinem Lehrstuhl. Entwickelt und auch ver?ffentlicht wurde die neue Leitlinie über die digitale nichtkommerzielle Plattform MAGICApp. ?Wir konnten die S3-Leitlinie vollst?ndig in ein echtes digitales Format überführen und damit die plattform- und endger?teübergreifende Verfügbarkeit aller Inhalte erm?glichen“, sagt Dr. Theresa Halms, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie. Dieses digitale sogenannte Evidenz-?kosystem erm?glicht den nahtlosen Fluss von Evidenz und klinischen Entscheidungshilfen zwischen Forschenden, ?rztinnen und ?rzten sowie politischen Entscheidungstr?gern. Die Arbeit fügt sich so in den Forschungsschwerpunkt Medical Information Science der Medizinischen Fakult?t ein.? Die Leitlinie wurde im Rahmen eines zweij?hrigen Konsensusprozesses unter Beteiligung von 41 Fachgesellschaften, Verb?nden sowie Angeh?rigen- und Betroffenen-Organisationen erarbeitet. Es handelt sich um eine sogenannte ?Living Guideline“, die künftig j?hrlich aktualisiert wird. Prof. Dr. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank, Pr?sidentin der DGPPN, die die Leitlinie federführend herausgibt, betont: ?Eine frühzeitige Erkennung und eine konsequente leitliniengerechte Behandlung von Menschen mit Schizophrenie sind wichtig, damit Komplikationen und das Leid für die Betroffenen selbst und für andere minimiert werden. Die aktualisierte S3-Leitlinie Schizophrenie der DGPPN zeigt nun neue Wege für individuelle Therapien auf.“ ?
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